Die Nebel der Zeit - Triangelum Teil 2 Prolog: Lanhein wälzte sich träge in den sumpfigen Mooren Umbrosias. In dieser Jahreszeit der kurzen Tage während der langen Dunkelheit, lag alles die meiste Zeit in dichtem Nebel verhüllt. Waren es einmal keine feuchten, kühlen, grauen Wolkenschleier, welche gleich einem nassen Tuch über der einsamen, leeren Landschaft des Schattenlandes lagen, jagten Schneestürme mit großer Kälte durch die weite Ebene aus Wasser und Land, brachten ihn zum Erschauern. Allerdings war dies ebenso ein Moment, welchen Lanhein stets mit großer Vorfreude herbeisehnte. Regelmäßig zu dieser Zeit begann der Sumpf an der Oberfläche zuzufrieren und der Drache konnte dadurch endlich damit beginnen, die sich ausbreitende Eisschicht mit seinem kräftigen langen Drachenschwanz in tausende kleine Stücke zu zerschlagen. Das frisch gebildete Eis zerbrach dann unter lautem Klirren und Krachen. Viel mehr als dies gab es jetzt eh nicht zu tun. So hatte Lanhein eine wahre Meisterschaft darin entwickelt die Eisdecke zu zerbrechen. Mal wartete er ein wenig kürzer, ein anderes Mal ein wenig länger, bis das Eis dicker und tiefer gefroren war. Dann schlug er schwächer oder kräftiger auf die zerbrechliche, gefrorene, dünne Schicht aus Wasser ein. Jedes Mal klangen die entstehenden Geräusche ein wenig anders als das Mal zuvor. Tiefer oder höher, lauter oder leiser oder auch nur länger anhaltend, hallte es hierauf durch die Stille, welche ihn ansonsten umgab. Die aus den einzelnen Tönen entstehende Musik bereitete Lanhein solch eine Freude, dass der Drache es nie schaffte, genug davon zu bekommen. An manchen Tagen wenn die Nebelschwaden am Abend nicht zu dicht waren, konnte er ein helles Schimmern über den Himmel wandern sehen. Unstete Fackeln von grünen, leicht bläulichen Lichtstrahlen huschten dann über das Firmament, mal in Zacken, mal in Kreisen oder nur als unbestimmtes Flimmern. Der Teil des nächtlichen Sternengewölbes wurde von dieser gespenstischen Erscheinung erleuchtet, welcher selbst an den schönsten Sommertagen nie von der Sonne berührt wurde. Sogar in der alten, knorrigen Mooreiche, die auf einem kleinen Hügel mitten im Sumpfes stand, herrschte zu dieser Jahreszeit Ruhe. Dies kam normalerweise eher selten vor und war von daher etwas, dass reichlich ungewöhnlich war. Üblicherweise hauste hier eine ganze Bande von Trollen, die auf den ersten Blick recht putzige Kerlchen waren. Dennoch war der Drache sich bei ihnen lediglich in einem Punkt sicher, nämlich dass sie es immer darauf anlegten, ihn zu ärgern. Nie aber entfernten diese Rabauken sich so weit von dem alten Geäst, dass sie erwischt werden konnten, obwohl Lanhein dies eigentlich nicht wirklich beabsichtigte. Üblicherweise jedoch führten die drei sich wie richtige Quälgeister auf. Neben einem Falken der ab und an zwischen den Wolken seine Bahnen zog, waren sie aber auch gleichzeitig nicht selten für Wochen und Monate die einzigen Lebewesen, welche der Drache zu sehen bekam. Aus einer Laune heraus hatte er den Trollen deshalb Namen gegeben. Thor, Odin und Freya hatte Lanhein sie genannt und inzwischen überdies gelernt, zwischen den drei Tunichtguts zu unterscheiden.