Intermezzo 4 Nach mehreren Wochen in denen es sehr viel geregnet hatte, war es in Umbrosia endlich Sommer geworden. Die Tage dauerten nun immer länger, dafür wurden die Nächte kürzer und kürzer. Mit dem Sommer kam diese unglaubliche Schwüle, welche das Leben im Sumpf nahezu unerträglich machte. Mit einem Male fühlten sich sogar die täglichen Bäder des Drachens in den naheliegenden Tümpeln wie das Planschen in einer zu warmen Badewanne an. Auf der Mooreiche war es hingegen in der letzten Zeit verdächtig ruhig gewesen. Kaum noch dachte Lanhein an die Trolle oder deren Groll auf ihn nach ihrem letzten misslungenen Streich. Die drei Tunichtgute selbst hatten den Hohn des Drachens allerdings längst nicht vergessen. Schon lange stand ihr neuer Plan fest, die Vorbereitungen waren abgeschlossen, alles lag bereit für ihre Rache. Das Einzige worauf sie in den Ästen des Baumes die ganze Zeit über lauerten, war die richtige Gelegenheit, damit sie losschlagen konnten. Wie gewöhnlich planschte Lanhein an diesem Morgen rücklings in einem der vielen seichten Tümpel des Schattenlandes nahe der alten Eiche. Gerade hatte er einen Falken beobachtet, welcher seit längerer Zeit wieder einmal am Himmel gekreist war. Während er mit dem Pfeifen eines Liedes beschäftigt war, hatte er den seltenen Gast für einen Moment aus den Augen verloren. Dann plötzlich konnte er den lauten, aufgeregten Ruf des Vogels vernehmen. Der Drache drehte sich darauf geschwind um. Nur wenige Schritte von sich entfernt erblickte Lanhein hierbei erstaunt die drei Trolle, welche rasch auf ihn zukamen. Seine Überraschung hätte kaum größer sein können, denn in ihren Händen hielten Thor, Odin und Freya gemeinsam ein Schwert. Schon hoben die Verschwörer die Waffe hoch über ihre Köpfe, holten auf diese Art ordentlich Schwung, um einen heftigen Schwertstreich gegen den Drachen zu führen. Lanhein konnte sich gerade noch zur Seite rollen und auf diese Weise völlig perplex dem hinterhältigen Angriff ausweichen. Die Taugenichtse hatten diese Bewegung nicht bedacht, schlugen deshalb mit der Waffe ins Leere und fielen von der Wucht des Schwerthiebes mitgerissen nach vornüber. Wer nun indes meinen täte, die Trolle hätten nach ihrer ersten, fehlgeschlagen, feigen Attacke bereits genug, der würde sich gewaltig irren. Die Attentäter hatten sich fix erneut zusammengerafft, standen kurz danach wieder auf ihren viel zu groß geratenen Füßen und kamen abermals auf den Drachen zu. Dieses Mal versuchten sie mit dem gezückten Schwert nach Lanhein zu stechen. Dieser hatte sich inzwischen ebenfalls wieder gefasst, kochte dafür aber innerlich regelrecht vor Wut. Selbst für einen sanftmütigen Drachen war dies alles jetzt endgültig zu viel. Lanhein öffnete sein Maul und ohne dass der Drache den Vorgang richtig kontrollieren konnte, schoss in Richtung der Angreifer ein gewaltiger Feuerstrahl daraus hervor. Im selben Moment ließen Thor, Odin und Freya auch schon das Schwert fallen und flüchteten in Panik zurück zum Baum. Der Flammen aus dem Mund des Drachens trafen so lediglich die Waffe und mit einem lauten Scheppern fiel diese auf den Boden. Kaum hatten die Trolle den Baum erreicht, da bemerkten sie den kreisenden Falken über ihren Köpfen. Dem Raubvogel hatte sich indessen während dem gescheiterten Anschlag überhaupt keine Chance geboten, zu einem seiner für die Opfer meist tödlichen Sturzflüge anzusetzen, derart schnell war das gesamte Geschehen vor sich gegangen. Als der Drache darauf das Schwert vom Boden aufheben möchte, musste er schmerzhaft feststellen, dass dieses sehr heiß geworden war. Verdutzt stieß Lanhein einige fürchterliche Drachenflüche aus und umgehend ließ er von seinem Vorhaben ab. Die glühende Klinge fiel hierauf zurück in eine der großen Pfützen im Sumpf, jedoch verletzte der Drache sich dabei leicht an der linken Vorderpfote. Drachenblut tropfte sofort in das trübe Gewässer, färbte die seichte Wasserlache tiefrot. Nachdem das Wasser in der Pfütze weitestgehend verdampft war und die Klinge sich nahezu ganz abgekühlt hatte, konnte der Drache sich gleichermaßen wieder beruhigen. Lanhein packte nun mit seiner unverletzten Pfote das Schwert, holte ordentlich Schwung und schmiss die Waffe mit aller Kraft so weit von sich wie nur irgendwie möglich. Mit lautem Getöse flog das magische Schwert Balmung hoch durch den wolkenverhangenen Himmel von Umbrosia, bis es am Horizont aus den Augen des Drachens entschwand.