Intermezzo 1 Die ersten Sonnenstrahlen des sich ankündigenden Frühjahres streiften den alten knorrigen Baum, der ganz verloren in der weitläufigen Landschaft des Sumpfes stand. Nun erwachten gleichfalls viele Bewohner des Schattenlandes aus ihrem Winterschlaf und auch auf der Mooreiche begann sich allmählich wieder etwas zu regen. Noch ziemlich steif und desorientiert versuchte dort jeder der Trolle zu sortieren, was in dem verworrenen Knäuel aus Füssen, Händen, Leibern, Köpfen und Haaren zu ihm gehörte. Nach einiger Zeit schließlich hatten die pelzigen Kerlchen sich aufgerappelt. Mit ihrem nächsten Blick schielten die drei gemeinsam mit zusammengesteckten Köpfen über den Ast hinaus, hinunter runter ins Moor. Ja gewiss, da saß er noch der alte, verhasste Drache. Hätte er denn nicht verschwunden sein können, es wäre nur zu schön gewesen. Wie meist planschte das Ungeheuer in irgendwelchen seichten Pfützen, während es leise vor sich hin pfiff. Dieses Urviech und Anachronismus der Geschichte hatte es sogar gewagt, ihnen Namen zu geben. Sie riefen sich zwar inzwischen gegenseitig mit den verliehenen Namen, dies aber alleine aus dem Grund heraus, weil ihnen selbst nichts Besseres eingefallen war, als Nummer Eins, Nummer Zwei und Nummer Drei. Thor, Odin und Freya hatte der Drache sie genannt und so hießen sie also nun eben. Sie hatten schon manchen Schabernack mit dem Monster getrieben, doch fürchten taten die Trolle Lanhein eigentlich nicht. Wesentlich gefährlicher war da die Gefahr die oben am Himmel lauerte. Nie konnten sie sich sicher sein, dass nicht gerade ein Raubvogel über ihnen zwischen den Wolken kreiste und unbemerkt auf Beute lauerte. Es waren diese Kreaturen der Lüfte, welche sie davon abhielten, sich allzu weit von ihrem Baum zu entfernen. Oft war den dreien ziemlich langweilig auf ihrer Eiche. Odin schmiedete dann die wildesten Pläne, wie sie den Drachen loswerden könnten. Er hoffte dadurch von dem Baum herunterzukommen und vielleicht gar das Moor darauf ganz zu verlassen. Thor war ein richtiger Hitzkopf, deshalb spielte er in Odins Gedankenspielen meist die Hauptrolle. Wie Odins Pläne allerdings stets ausgingen, ist nicht schwer zu erraten. Was sollten auch solch kleine Trolle gegen den riesengroßen Drachen ausrichten können. Die eigentliche Rädelsführerin war aber Freya. Sie stachelte die beiden anderen regelrecht zu den Anschlägen auf den Drachen an. Ständig träumte sie davon, wie schön sie es in Umbrosia doch hätten, wenn sie das Ungeheuer bloß endlich losgeworden wären.