Kapitel 1 - Ibensul Einen Teil ihres Heimweges vom jährlichen Treffen der Weisen des Alten Volkes hatten Rangubald der Runenmeister von Murrtal und seine Gefährtin Brungard die Brunnenwächterin des Dorfes bereits hinter sich gebracht. Nach dem langen, steilen Anstieg standen sie jetzt oben auf der Anhöhe und sie blickten zurück hinunter in das Tal. Ein Fluss schlängelte sich am Fuße des soeben überwundenen Abhanges in seinem mäandernden Bachbett gemächlich Richtung Norden. Ihnen gegenüber konnten sie ein mächtiges Gebirge ausmachen. Dicht an dicht standen hier eine Reihe steiler Felsen beisammen, ein jedes dieser Steinmassive hatte eine Höhe von vierzig oder gar sechzig Männern. Diese steinernen Klippen begannen gleich jenseits des Gewässers am Flussufer und sie liefen nahezu halbkreisförmig um eine davor liegende, weitläufige Wiese herum, sodass diese von den Felsen komplett umschlossen wurde. Selbst aus dieser Entfernung konnte man noch die hölzerne, bemalte Säule inmitten des ebenen Platzes zwischen dem Fluss und den dahinterliegenden Bergen erkennen. Manch einer wusste zu berichten, dass diese Ruine eines Baumes einst eine immergrüne Eibe war, welche schon vor Urzeiten hier geblüht hatte. Beinahe solange wie es Menschen gibt, wurde dieser Ort Ibensul genannt und fast ebenso lange war dies der mytische Ritualplatz des Alten Volkes. Gleichfalls seine Sippe die Ephalumannen, die Menschen vom Hohen Stein, fühlte sich neben zahlreichen anderen Stämmen dieser Gemeinschaft zugehörig. Im Gegensatz zur großen Sonnen-Feier war die Winter-Zeremonie stets nur für die Weißen und Ältesten der Stämme bestimmt gewesen. Aus allen Dörfern und Städten des ganzen Landes hatten sie sich auch dieses Jahr wieder eingefunden, um in einer feierlichen Nacht die Rückkehr des Lichtes zu begehen. Mag sein, dass vor ewigen Zeiten die Menschen dies taten, weil sie Angst vor dem Fernbleiben der Sonne empfunden hatten. Diese Tage des Aberglaubens waren allerdings längst vergangen. Heute diente das ganze Brimborium, der ganze Zauber vor allem dafür, ihre Zusammengehörigkeit zu beschwören und die gemeinsame Zukunft zu beratschlagen. "Lass uns weitergehen, wollen wir morgen gegen Abend in Murrtal sein, müssen wir uns beeilen. Der Weg ist noch weit." Mit diesen Worten knüpfte Brungard an seiner Seite ihren Umhang aus Ziegenleder enger, da es inzwischen abermals leicht zu schneien begonnen hatte. Seine Begleiterin drehte sich hierauf um und sie ging auf dem schmalen Pfad davon. Leicht mürrisch folgte ihr Rangubald, hatte sie ihn doch aus seinen Gedankengängen geholt. Die Brunnenwächterin lief derweil der Kette von bewaldeten Hügeln entgegen, welche nun vor ihnen lag. Manchmal bedurfte es eben jemandes, der die Sachen in die Hand zu nehmen wusste, dies hatte sie in vielen, mit ihm zusammen verbrachten Jahren gelernt. Ein Träumer das war er, welcher allzu gerne die alltäglichen Dinge vergaß, um in irgendwelchen Hirngespinsten zu wandeln. 'Was wohl gerade in seinem Kopf vorging', fragte sie sich im Weitergehen. Ob er überhaupt den Schwarm Krähen sah, die vor ihnen über der verschneiten Wiese nach den letzten Samen des vergangenen Herbstes im Wildgras suchten. Die Brunnenwächterin wusste gar nicht, wie Recht sie mit ihrer Annahme hatte, denn ihr Gefährte war tatsächlich erneut in seine verstrickte Gedankenwelt hinabgeglitten. Ein jedes Mal aufs Neue wurde Rangubald von der großen Winter-Zeremonie ergriffen, desgleichen in der gestrigen Nacht als eine stattliche Anzahl an Feuern auf dem Platz bei der Ibensul gebrannt hatten. Darum versammelt waren die Vertreter der einzelnen Völker. Zu Beginn standen diese sortiert nach den Landesteilen ihrer Herkunft an den Feuerstellen, dies würde sich zweifelsohne aber im Laufe der bevorstehenden Feierlichkeiten in einem fort ändern. Die mächtigen, ehrwürdigen Sippen aus Ubil, Sagumbra und Usipata bildeten deshalb anfangs jeweils ihren eigenen Kreis, während die kleineren Stämme an den übrigen Feuern zu finden waren. Gemäß der Tradition hatte das Fest seinen gewohnten, von alters her überbrachten Gang genommen. Sobald es dunkel geworden war, hatten zuerst einige der Anwesenden verschiedene Lieder und Weisen ihrer Stämme neben der Ibensul vorgetragen. Weit nach Sonnenuntergang war schließlich Radewald der Zeremonienmeister auf einer etwas höher gelegenen Plattform zwischen den Felsen erschienen. Das Horn eines Ochsen hing an seinem ledernen Gürtel, welcher einen bis zu den Knöcheln reichenden, gewebten Überwurf aus grober Wolle zusammenhielt. Bedächtig streckte der alte Meister seinen Arm aus, auf dem ein Falke saß. Mit einer kurzen schnellen Geste ließ er den Vogel fliegen. Der Greif schraubte sich immer höher in den Nachthimmel, vor einer im Untergehen begriffenen, schmalen Mondsichel im Westen. Bald würden nur noch die Sterne das Firmament erleuchten. Als Radewald nun beide Hände hob, um die Vertreter der Stämme auf diese Weise zu begrüßen, wurde es unten an den Feuern auf der Wiese augenblicklich still. Brungard und Rangubald legten auf ihrem Heimweg eine kurze Rast ein, als gegen Mittag die Sonne für wenige Augenblicke durch die Wolkendecke brach. Bisher waren sie gut voran gekommen. Die Wanderer packten ihre Bündel bei einer Quelle auf ein paar flache Steine, sodass sie sich darauf setzen konnten. Ihr Blick war dabei auf die Berge gerichtet, welche sie am Nachmittag erreichen würden. In klarem Wasser getunktes Brot, sowie ordentlich vom geräucherten Schwein mit Schwarte, dies würde sie für die Anstrengungen des weiteren Weges stärken. Die Brunnenwächterin versuchte nebenher ein Gespräch anzufangen, gab ihre Bemühungen aber bald wieder auf. Zu sehr war ihr Gefährte offensichtlich noch mit dem vergangenen Abend beschäftigt. Ja möge er nur schweigen, der zottelige Brummbär der er nun einmal war. Sie würde indessen die verschneite Landschaft genießen, durch die sie ihre Wanderung durch die Berge führte. Selbst an solch einem Wintertag, an dem das Wetter ständig zwischen Schneegestöber, tief zwischen den Tälern hängenden Wolken und kurzen Momenten mit Sonnenschein abwechselte, konnte man viel entdecken. Sei es nur die Spur eines Fuchses der ihren Weg querte, oder der Schrei eines Kauzes aus einem Baum am Rande einer kleiner Schonung von Birken, welche sich auf einer vom Sturm freigelegten Fläche angesiedelt hatten. Der Zeremonienmeister wartete bis es auf dem Platz völlig ruhig geworden war. Erst jetzt begann er die anwesenden Stämme mit ihrem Namen aufzuzählen, hierbei begrüßte er viele der Versammelten persönlich. Anschließend wandte er sich an die gesamte Menge der Zuhörer mit der Frage, ob irgendwelche Probleme vorlägen. Die Vertreter der Stämme hatten nun die Gelegenheit ihre Anliegen vorzubringen. Die einen verdächtigten die Bewohner des nächstgelegenen Dorfes des Diebstahls ihres Viehs, andere erhoben Anspruch auf ein Feld, welches in diesem Jahr vom Nachbarn bestellt worden war. Ein Vertreter aus Sagumbra erhob Einspruch, dass ein Mädchen seines Stammes nach der Heirat zu ihrem Mann nach Usipata ziehen sollte. Dafür wären die Mädchen aus Sagumbra zu edel und zu fein. Hier schallte allgemeines Gelächter über den Platz. Ein jeder Umstand der vorgetragen wurde, welche Streitigkeiten auch vorhanden waren, stets wusste Radewald einen Rat hierzu zu geben und man wurde sich im Allgemeinen bald einig. Zum Abschluss der Zeremonie hieß der alte Meister einen der beiden Männer, die nahe der Felsen einen Hirsch über den offenen Flammen grillten, zu ihm herüber zu kommen. Der Zeremonienmeister nahm sodann das Trinkhorn von seinem Gürtel und drückte es dem Mann in die Hände. Dieser füllte das Gefäß aus einem neben dem Feuer stehenden Fass. Mit einem bereitliegenden Messer schnitt er danach ein Stück aus der Keule des gebratenen Hirsches. Sobald dies erledigt war, brachte er Horn und Braten zu der Plattform zurück. Radewald nahm den Brocken Fleisch und stopfte ein Ende davon in seine linke Faust. Seine Hand streckte er sogleich den Sternen entgegen, worauf wenige Augenblicke später der Falke aus der dunklen Nacht herunterstürzte. Der Jäger der Lüfte packte mit seinem kräftigen Schnabel das ihm Dargebotene nahezu im freien Fall. Der Vogel stieg dann erneut steil in den finsteren Himmel auf, kreiste mehrmals über dem Ritualplatz und kehrte schlussendlich auf des Meisters Arm zurück. Der erhob darauf das Horn und grüßte ein letztes Mal die Vertreter der Stämme. Nachdem nun der rituelle Teil der Feier abgeschlossen war, würde er die restliche Nacht über in seinem Zelt zu finden sein, das ganz am Rande des Platzes stand. Diese Möglichkeit würden gewiss viele nützen, um ein ganz privates Gespräch mit dem Zeremonienmeister führen zu können. Die offizielle Zeremonie war damit beendet und es folgte der gemütliche Teil des Festes. An den Feuern wurde jetzt gegessen und getrunken, währenddessen wurden ganz nebenbei die Familienangelegenheiten der Sippen geregelt. Die Gelegenheit wurde ebenso dafür genützt, um die verschiedensten Geschäfte unter den Stämmen abzuschließen. Spät wurde es in dieser Nacht ruhig an der Ibensul. Lange noch wurde im Schein der Flammen gescherzt, gelacht, gesungen und manchmal auch gestritten, bis schließlich alle in Decken gehüllt an ihren Feuern kauerten und eingeschlafen waren. Die Dunkelheit hatte sich längst über die Landschaft gelegt, als die Wanderer zu ihrem Rastplatz für die Nacht gelangten. Unter einem windgeschützten Felsvorsprung richteten die beiden ihr Lager ein. Zunächst sammelten sie in der Umgebung genügend trockenes Holz zusammen, damit Rangubald mit einem Feuerstein und etwas Zunder ein Feuer entzünden konnte. Brungard füllte anschließend eine handvoll Schnee, von dem es überall reichlich gab, in eine Tasse aus gebranntem Ton. Dieser schmolz sogleich über den wärmenden Flammen des Feuers. Nun gab die Brunnenwächterin verschiedene Kräuter, welche sie bei sich trug, in das gefüllte Gefäß hinein. Wilde Malve, Arnika und Mädesüß würden einer Erkältung vorbeugen, reichlich Kamille hingegen den bitteren Geschmack übertünchen. Gemeinsam mit einigen gedörrten Früchten und Beeren würde das heiße Getränke ihr Abendessen sein. Die beiden hatten sich zuhause sorgfältig auf ihre Reise vorbereitet, zu dieser Jahreszeit war das einfach nötig. Vor dem Einschlafen wollte Rangubald unbedingt die Runen befragen. Aus einem Beutel, der um seinen Hals hing, nahm er die acht kleinen Äste heraus. Dies waren die Runenstäbe, was man leicht an der mit geschnitzten Zeichen verzierten Oberfläche erkennen konnte. Der Runenmeister schüttelte sodann die kleinen Stäbe zwischen seinen beiden Händen, bevor er sie vor sich in die Luft warf. Nun fuhr er mit seiner Linken über die am Boden liegenden Ästchen, während er sich mit seiner Rechten die Augen zuhielt, genauso wie es das Ritual verlangte. Rangubald öffnete hiernach gespannt seine Augen, damit er das Ergebnis seines Wurfes begutachten konnte. Die Runen meinten es gut mit ihm. Oft gaben sie auch keine Antwort, stellten stattdessen lediglich einen ungeordneten, nichtssagenden Haufen aus totem Holz dar. Heute jedoch wollten sie offenbar zu ihm sprechen. Ein wenig musste er die Stäbe noch zurechtrücken, dann konnte er drei Zeichen erkennen. Ganz links bildeten zwei schräg daliegende, kurze Ästchen ein Kreuz und sie lagen dabei ein Stückchen über einem senkrechten, langen Ast. Wären die kurzen Äste direkt auf dem langen Stab gelegen, so wäre es das Zeichen Hakal gewesen. So aber musste der Runenmeister das Zeichen als das seltene Wort Zubr verstehen. Die nächsten beiden Hölzchen, dies waren lange Stäbe, lagen fast senkrecht. Sie berührten sich oben, unten standen sie dagegen ein Stück auseinander. Nahezu das Zeichen Reid, dieses steht für Reise oder Ritt. Das dritte Zeichen bildeten zwei senkrechte, lange Stäbe, mit einem obenliegenden, waagrechten, kurzen Ästchen dazwischen. Das Zeichen Ur konnte der Runenmeister darin erkennen. Es bedeutet Schutz, Tor oder auch Haus. Zubr Reid Ur Der Zauber reist durch das Tor, sollte das vermutlich heißen. Es war eben so eine Sache mit den Runen. Eine ganz genau Antwort gaben sie nie. Ihre Aussage erschloss sich meist erst im Nachhinein. Möglicherweise waren die Ereignisse des gestrigen Abends mit der geheimnisvoll klingenden Prophezeiung gemeint, beunruhigenden Zeichen waren am Firmament zu sehen gewesen. Grüne und blaue Lichter waren während Zeremonie über den Bergen am Himmel erschienen. Genau in diese Richtung soll der Sage nach das Tor nach Umbrosia gelegen haben. Diese Tor war, soweit man dies mit einiger Bestimmtheit sagen konnte, ein geheimer Durchgang in das Schattenland, von dem es selbst viele Erzählungen und Legenden gab. Eine ganz andere, eigene Welt voller Gefahren und seltsamer Wesen musste dieses mystische Land sein, falls man den alten Geschichten Glauben schenken wollte. Nur wer der Magie kundig war, konnte überhaupt nach Umbrosia gelangen, wie das Schattenland gleichfalls genannt wurde. Selbst wenn das Alte Volk seinen Aberglaube längst abgelegt hatte, viel Gutes hatten die ungewöhnlichen Leuchterscheinungen bestimmt nicht zu bedeuten. Die bunten Lichter am Himmel, von etwas Ähnlichem war seit vielen Monden nicht mehr berichtet worden. Das letzte Mal dass Derartiges gesichtet wurde, zehn oder gar zwanzig Generation mögen seitdem vergangen sein, war zu der Zeit der großen Prüfung. Die fürchterlichen Jahre als das Heer des Schreckens drohte ihr ganzes Volk zu vernichten. Sicherlich heute würde Rangubald keine Antwort mehr auf diese Fragen finden, stattdessen drehte er sich Brungard zu. Sofort sah der Runenmeister, dass seine Gefährtin bereits eingeschlafen war. Bevor er es der Brunnenwächterin gleich tun wollte, strich er dieser noch eine Locke aus der Stirn. Nach einer ruhigen, wenn auch kalten Nacht, verlief ihr weiterer Weg ohne viel Aufregung. Früh waren sie aufgebrochen, sie würden Murrtal deshalb am Abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen. Das Treffen des Alten Volkes war mit der großen Nacht beendet worden, daher waren viele der Gäste gleich am Morgen abgereist. Rangubald wollte indessen, bevor sie selbst aufbrachen, mit Radewald noch ein paar Worte über die seltsamen Zeichen der Nacht wechseln. Auf dem Weg zu dem Zeremonienmeister traf er seinen Freund Friedenreich, der aus Ubil stammte und vor den Toren Fentovias die Tätigkeiten eines Müllers sowie eines Heilers ausübte. Eine Reise nach Fentovia war bereits seit Längerem eingeplant. Obschon der Runenmeister sich auf den Besuch des Müllers freute, hatte er aus den unterschiedlichsten Gründen den Termin hierfür immer wieder vor sich hergeschoben. Jetzt hatten sie sich für die Zeit nach der Schneeschmelze verabredet. Brungards und Rangubals gemeinsamer Sprössling Teutebrand sollte ebenfalls mitkommen, damit dieser bei Friedenreich in die Lehre gehen konnte, denn der Junge sollte das Handwerk des Müllers erlernen. Das eigentliche Gespräch mit dem Zeremonienmeister hatte ihn entgegen seiner Erwartungen mehr beunruhigt als beschwichtigt. Wie erwartet hatte ihn der alte Meister mit seinem Falken auf den Schulter empfangen. Radewald waren gestern ebenso die Lichter am Himmel aufgefallen und auch er sah in ihnen ein Zeichen dafür, dass in der Zukunft große Schwierigkeiten auf das Alte Volk zukommen könnten. Nun die Zeichen waren eine Sache, die tatsächlichen Ereignisse eine ganz andere. In ihrem weiteren Gespräch sprach der Zeremonienmeister von einen drohenden Krieg mit dem Völkern jenseits des großen Stromes im Westen. Davon war in der Nacht zuvor bereits an allen Feuern zu hören gewesen, aber ohne dass es jemand gewagt hätte, dies derart offen auszusprechen. Radewald und Rangubald waren sich darin einig, dass die Dinge im Königreich nicht gut standen. Ebenso stimmten sie darin überein, dass dieses Problem gemeinhin weniger eine Angelegenheit des Alten Volkes darstellte. Dementgegen träumten die neuen Mächte ein weiteres Mal von großen, blühenden Reichen. Ihr Volk war diesen Mächten gegenüber traditionell zu Tribut verpflichtet, von daher würde ein Krieg unabsehbare Folgen für sie alle haben. Freilich waren es weniger diese äußeren Umstände, worüber der Runenmeister nach ihrer Unterhaltung wirklich besorgt war. Radewald hatte sich vielmehr im Laufe ihres Gespräches öfters nach Teutebrand erkundigt. Er wusste, dass der Zeremonienmeister ernsthaft nach einen Nachfolger Ausschau hielt. Nun offenbar, zumindest hatte Rangubald dies so verstanden, zog er den Jungen dafür in Betracht. Wer würde seinem Sohn denn nicht das Beste wünschen? Die Sache hatte indes einen Hacken, welcher bei ihm ein Unwohlsein verursachte. Ein Zeremonienmeister sollte der schwarzen Magie kundig sein, nicht vielen war dies gegeben. Weiße und Schwarze Magie sind Dinge, welche für gewöhnlich bei den meisten Menschen auf Unverständnis stoßen. Dabei stellt nur die schwarze Magie die echte Magie dar. Die weiße Magie kann fast ein jeder erlernen. Nichtsdestominder zählte für viele gleichfalls ein Handwerk wie die Schmiedekunst zu der weißen Magie. Sicherlich gehörten jedoch Heiler, Runenmeister und Brunnenwächter zu diesen geheimnisumwobenen Tätigkeiten hinzu. Die schwarze Magie war mehr. Vielen Leuten waren die Zaubersprüche dieser dunklen Kunst nicht nur absolut unverständlich sondern geradezu unheimlich. Letzten Endes konnte man mit Hilfe der Sprüche Ereignisse heraufbeschwören, welche mit dem üblichen Denken nur äußerst schwer oder ganz und gar nicht mehr zu erklären waren. Schlimmer noch, ein manches Mal war die schwarze Magie mit entsetzlichem Schaden für andere Dinge oder sogar für andere Lebewesen verbunden. Dabei barg selbst die weiße Magie ihre Gefahren und Risiken, weshalb sie nur von den Kundigen angewandt werden sollte. Oft ist ist es eben so! Wer das Gute kennt, kennt meist auch das Böse. Nur ob dies in gleicher Weise ebenso andersherum gilt, ob das Böse das Gute kennt, dies ist äußerst zweifelhaft. Aus diesem Grunde gilt es stets das Gute zu stärken und zu verbreiten.